| Bamberger,
Ludwig / 1823-1899
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Geburtsdatum | 22.07.1823
[⇒ 2023 - 200.
Geburtstag] |
Geburtsort | Mainz |
Sterbedatum | 14.03.1899
[⇒ 2024 - 125.
Todestag] |
Sterbeort | Berlin |
Wirkungsorte | Mainz ; Berlin |
Berufe/Stellungen | Politiker ;
Publizist |
Fachgebiete | Politiker und historische
Persönlichkeiten ; Presse |
Werke (Auswahl) | Gesammelte Schriften,
1894-98 ; Erinnerungen, 1899 |
Biogramm |
Studierte Rechtswissenschaften in Gießen; nach dem Studium wurde ihm aufgrund
seiner jüdischen Abstammung der Eintritt in den Staatsdienst verwehrt; dem Vorparlament in
Frankfurt angehörend war er Teilnehmer des pfälzischen Aufstandes von 1848/49 und wurde
daraufhin zum Tode verurteilt; er floh über die Schweiz nach England und wurde Bankier; 1866
kehrte er über Paris nach Deutschland zurück; 1868 Mitglied des Zollparlaments; 1871-93 im
Reichstag als Abgeordneter; als finanzpolitischer Berater Bismarcks war Bamberger an der
Gründung der Reichsbank und der Münzreform beteiligt, stellte sich aber als
Vorkämpfer des Freihandels gegen die Schutzzoll- und Kolonialpolitik; dadurch wurde er zum
Vertrauten von Friedrich III. |
Alternatives o. ergänzendes Biogramm |
Wegen seiner Teilnahme an der März-Revolution 1848 wurde er 1852 zum Tode
verurteilt und musste nach Paris fliehen; 1868 wurde er amnestiert und nach Berlin berufen; von
1868-71 war er Mitglied des Zollparlaments und von 1871-93 MdR; 1873 war er Mitbegründer der
Deutschen Reichsbank und maßgeblich beteiligt an der Schaffung der dt. Reichswährung.
Seine Familie erbaute bis 1900 in der Kaiserstr. 63 die sog. Bamberger Villa (s. auch
Ludwig-Bamberger-Str.). Grab: Berlin. |
Alternatives o. ergänzendes Biogramm |
Ohne Zweifel war Ludwig Bamberger einer der bedeutendsten deutschen Parlamentarier
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Sohn einer jüdischen Kaufmanns- und
Bankiersfamilie aus Mainz schloss 1847 seine Ausbildung als Jurist ab. In den Revolutionsjahren
1848/49 trat er als Volksredner und Publizist hervor und veröffentlichte in der "Mainzer
Zeitung" radikal-demokratische Leitartikel. Vehement setzte er sich darin für die Schaffung
eines deutschen Einheitsstaates ein, denn die Zersplitterung in Kleinstaaten galt ihm als
Hauptursache für die beschränkte, unpolitische Mentalität der Deutschen. An der
pfälzischen Erhebung von 1849 beteiligte sich Bamberger sowohl als Volksredner als auch
militärisch im Freicorps. Nach der Niederlage der Freischärler rettete er sich durch
Flucht in die Schweiz und wurde 1849 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Sein Onkel nahm ihn
daraufhin in einem Londoner Privatbankhaus in die Lehre. 1852 heiratete Bamberger in Rotterdam seine
Freundin aus Kindertagen, Anna Belmont aus Alzey. 1853 wurde er in die Pariser Filiale der Bank
versetzt und entwickelte sich zum Experten für Wagniskapital und Außenhandel. Auch in
Paris war er weiter publizistisch für deutsche Blätter tätig, legte allerdings den
Linksradikalismus seiner Jugend ab und wurde zu einem Vorkämpfer des Wirtschaftsliberalismus.
Als 1867 eine politische Amnestie für die Alt-48er in Deutschland gewährt wurde, kehrte
Bamberger nach Deutschland zurück, um für die Nationalliberale Partei für einen Sitz
im Deutschen Zollparlament zu kandidieren. Nach dem Krieg 1870/71 und der Gründung des Zweiten
Deutschen Reiches zog Bamberger in den Reichstag ein, der sich damals noch nicht in dem erst 1894
eingeweihten Wallot-Bau befand, sondern im Gebäude der Königlichen Porzellanmanufaktur
(KPM) in der Leipziger straße 4. Die Reichsgründung brachte zunächst große
monetäre Verwirrung: Im Norden herrschte die Taler-, in den südlichen Staaten die
Gulden-Währung. Insgesamt gab es sieben verschiedene Münzsysteme, 33 Notenbanken, 21
deutsche Staaten hatten Staatspapiergeld ausgegeben. Mit dem 1871 verabschiedeten "Gesetz betreffend
die Ausprägung von Reichsgoldmünzen" wurde eine einheitliche Währung eingeführt
und vom Silberstandard zur Goldwährung übergegangen. Entscheidende Änderungen des
Gesetzentwurfes gingen auf Ludwig Bamberger zurück. 1874 legte der Bundesrat den Entwurf eines
Bankgesetzes vor. In den Beratungen erwarb sich Bamberger seine größten politischen
Verdienste durch sein hartnäckiges Beharren auf der Gründung einer Reichsbank. Durch
seinen Antrag wurde die Reichsbank (Jägerstraße 34-38) zur Zentralbank Deutschlands und
Hüterin der Goldgrundlage der Währung, weshalb Bamberger mit Recht als "Vater der
Reichsbank" gilt. Ab Mitte der 1870er Jahre wuchsen die Konflikte mit Bismarck: Bamberger sprach
sich gegen Bismarcks Schutzzollpolitik, das Sozialistengesetz und den Kolonialismus aus. 1893 zog er
sich vom politischen Tagesgeschäft zurück. Er starb am 14. März 1899 nach einem
Schlaganfall. --- [Biographie übernommen aus: Rheinland-Pfälzer in Berlin : Frauen und
Männer aus unserem Land und ihre Wirkungsstätten in Berlin / [Texte: Anna Köbberling
... ]. 5., erw. Aufl. Berlin : Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund der Europäischen
Union, 2011] |
Quellen | - Deutsche
Biographische Enzyklopädie, 1995
- Huber, Wilhelm: Das Mainz-Lexikon. - Mainz : Schmidt, 2002.
ISBN 3-87439-600-2
| GND-Nr. | 118656961 |
Zitierlink |
http://www.rppd-rlp.de/pk01527 |
Zuletzt bearbeitet: | 27.12.2013 |
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