Biogramm |
Herkunft: Sohn des Schuhmachers Karl Bartholomäus. - Familienstand: verheiratet
seit 20.9.1921 mit Pauline Müller, 4 Kinder; Verwandtschaft mit dem hessischen Gauleiter Jakob
Sprenger. - Religion: evangelisch, 1938 Kirchenaustritt. - Beruf: Kupferschmied, 25.2.1922
Prüfung als Maschinenschlosser- und Drehermeister in Gießen; Selbststudium und Besuch der
Volkshochschule; 1927-1930 Werkmeister bei der Maschinenfabrik Heiligenstädt in Gießen,
danach arbeitslos; 1933 Mitglied des Provinziallandtags von Oberhessen; Juli 1933-25.8.1934 (bis
30.8.1933 ehrenamtlich, bis 1.5.1934 kommissarisch) Beigeordneter der Stadt Gießen
(verdrängt den Oberbürgermeister Dr. Keller, der in Ruhestand geht; das von
Bartholomäus verfasste Schauspiel "Arbeit, Dienst, Pflicht!" wird im Gießener
Stadttheater wiederholt aufgeführt); 3.9.1934-20.3.1945 Oberbürgermeister von Worms.
NSDAP: Feb. 1931 Eintritt in die NSDAP (Nr. 501257); März 1931-Juli 1933 Gauredner in Hessen;
2.5.1933-1.11.1933 Kreisführer der DAF in Gießen (leitet als Beauftragter der NSBO den
Sturm der SA auf das Gewerkschaftshaus in Gießen am 2.5.1933); 1939-1943 Gaustellenleiter im
kommunalpolitischen Dienst, Kreisamtsleiter für Beamte des Kreises Worms; 1.9.1944-25.3.1945
kommissarischer Kreisleiter von Worms; Bartholomäus befiehlt die Verteidigung von Worms bis zum
letzten Augenblick, verlegt seinen Arbeitsplatz 1945 kurz vor der Sprengung der Wormser Brücke
ins Bürstädter Rathaus und richtet nach dem 19.3.1945 in den Räumen des Wasserwerks
im Lorscher Wald eine provisorische Kreisleitung ein; er bildet um den 20.3.1945 in Bobstadt ein
Standgericht, das die Bevölkerung mit Todesdrohungen zu Schanzarbeiten zwingt
("Sonderbeauftragte der Kreisleitung in Worms", Standrichter Amtsanwalt Fritz Schäfer aus
Worms; Bartholomäus befiehlt dabei am 24.3.1945 die Erschießung des Kommunisten Josef
Martin aus Worms, die jedoch unterbleibt); die Kreisleitung veranstaltet währenddessen im
Wasserwerk "Fress- und Saufgelage", flieht am 25.3.1945 mit zwei Dienstwägen und mehreren
Motorrädern in Richtung Weinheim. Nachkriegszeit: Stellt sich am 10.11.1946 freiwillig im
Interniertenlager Darmstadt, Internierung bis 10.11.1949 in Diez und Trier-Petrisberg; 18.10.1949
Säuberungsspruch der Spruchkammer Trier: Belasteter, Internierungshaft von 3 Jahren,
bestätigt durch die Militärregierung am 7.11.1949; 12.12.1950 nach Widerspruch B.s
Säuberungsspruch der Spruchkammer Koblenz: Belasteter, Aufhebung des Berufsverbotes zum
31.12.1950. "In der kleinen Stadt voll akademischen und industriellen Hochmutes" [Gießen] "war
B. ein ausgesprochener Selfmademan und ein Gegenstand allgemeiner Beachtung" (Aussage des
Generalstaatsanwalts Dr. Eckert, Darmstadt, vom 31.1.1950). 23.5.1951 Ablehnung eines Gnadenerweises
durch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Altmeier; seit Okt. 1950
Lagerverwalter bei der Firma Oculus Optikgeräte in Dutenhofen (seit 1951 in Gießen
wohnhaft). --- [Daten übernommen aus: Maier, Franz: Biographisches Organisationshandbuch der
NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. Mainz [u.a.] : Verlag v.
Hase & Koehler, 2007. (Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte
des Landes Rheinland-Pfalz ; 28)] |
Quellen | - Bundesarchiv Best.
PK/A 198 Bartholomäus, Heinrich. - Landeshauptarchiv Koblenz Best. 856 Nr. 135812, Best. 856 A
Nr. 25. - Bonk, Sebastian / Bönnen, Gerold / Schäfer, Philip / Schäfer, Ulrike: Auf
den Spuren des Nationalsozialismus in Worms, Worms 2005. -
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